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Unser Dorf im 2. Weltkrieg

Kesternich nach der Einnahme durch die Amerikaner

Kesternich nach der Einnahme durch die Amerikaner

Im Herbst 1944 rückten amerikanischen Verbände auf das damalige deutsche Reichsgebiet vor. Roetgen wurde im September als erste deutsche Gemeinde und Aachen im Oktober 1944 als erste Großstadt befreit. Der weitere amerikanische Vormarsch in Richtung Rhein wurde durch die Eifel geplant, wohl auch, um die Talsperren in diesem Bereich einzunehmen und damit eine Flutung des Jülich – Dürener – Landes zu verhindern. Die Versuche, die Talsperren schon vorher durch alliierte Luftangriffe zu zerstören, waren gescheitert.

Dieser amerikanische Vormarsch durch die Eifel erwies sich als äußerst verlustreich. Die Zahl der Toten in der Schlacht im Hürtgenwald übersteigt mit mehr als 50.000 jede Vorstellung. Auf beiden Seiten wurde erbittert gekämpft. So machte das bergige und waldreiche Gelände die amerikanische Überlegenheit bei den schweren Waffen und der Logistik zunichte. Die deutsche Ardennenoffensive, als letzter Versuch der deutschen Führung, brachte das alliierte Vorrücken, wenn auch nur sehr kurzfristig, dann noch einmal zum Erliegen.

Unser Dorf wurde im Rahmen dieser Kämpfe zu mehr als 90% zerstört. Nach einer ersten Einnahme durch amerikanische Truppen und der folgenden Rückeroberung durch deutsche Verbände kam es Ende Januar/Anfang Februar 1945 zur endgültigen Einnahme durch amerikanische Soldaten der 78. Infanteriedivision. Als es zum entscheidenden Angriff der Amerikaner kam, hatte man sich dort wohl auch nach den vorangegangenen verlustreichen Erfahrungen versucht, exakt vorzubereiten. Die Amerikaner hatten in ihren Karten jedes Haus vermerkt und durchnummeriert, um eine Grundlage für den anstehenden Häuserkampf zu haben. Der Widerstand der deutschen Soldaten, die der 272. Volksgrenadier Division angehörten, war verbissen. Die Amerikaner brauchten vom 31. Januar bis zum 2. Februar 1945, um das gesamte Dorf einzunehmen, obwohl die deutschen Verbände schon erheblich geschwächt waren.

Fronlinien im Dorf im Januar/Februar 1945

Frontlinien im Dorf im Januar/Februar 1945

Eine besondere Rolle auf amerikanischer Seite spielte ein Sergeant Kelly, der, obwohl am Rücken und einer Hand verwundet, in einer verzweifelten Aktion im Alleingang eine deutsche Maschinengewehr-Stellung angriff und ausschaltete. Er überlebte diesen Angriff ebenso wenig wie vier deutsche Verteidiger. Aber damit war der Weg ins Unterdorf und somit zur restlosen Einnahme von Kesternich frei. Posthum wurde er mit den höchsten amerikanischen Kriegsauszeichnungen geehrt.

Aber es gab auf amerikanischer Seite auch andere Beispiele für Mut und Zivilcourage. Dies zeigt die Haltung eines Kompaniechefs, der sich, in der Ortsmitte kämpfend, geweigert hatte, ohne weitere Unterstützung seine Leute in hoffnungsloser Lage zu opfern. Deshalb wurde er von seinem Posten abgelöst.

Heute gibt es eine lebendige Erinnerungskultur an diese Zeit. Amerikanische und deutsche Veteranen haben sich schon häufig im Dorf getroffen. Die Erinnerung an diese Ereignisse ist dabei auf beiden Seiten geprägt von Versöhnung und dem Wunsch, der Kinder –  Enkel –  und allen zukünftigen Generationen solche leidvollen Erfahrungen durch das Einstehen für den Frieden zu ersparen.