Münzschatzfunde

Münzschatzfunde in Kesternich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts

 

 

Edmund Stollenwerk

Edmund Stollenwerk

Im Jahr 1953 fand Edmund Stollenwerk nach eigenen Angaben auf seinem Grundstück in der Wurzel eines gefällten Birnbaumes in einem ca. 10 cm hohen Raerener Steingutgefäß 76 Gold- und 7 Silbermünzen. Der Henkel des Gefäßes war abgebrochen. Die hervorragend erhaltenen Münzen waren sorgsam in der zylindrischen Pinte geschichtet. Die Goldmünzen lagen zuunterst und die Silberstücke obenauf.

Das Gefäß selbst war mit Lehm verschlossen. Die ältesten Münzen datieren aus der Zeit um 1500. Hierbei handelt es sich um Prägungen aus Spanien/Kastilien aus der Regierungszeit Ferdinands V und Elisabeths (1497 – 1504). Bei dem Großteil der Goldmünzen handelt es sich um „einfache, doppelte und vierfache Dukaten und ihnen gleichwertiges Auslandsgeld. Die jüngsten Münzen wurden 1656 geschlagen. Hieraus ergibt sich, dass die Münzen frühestens im Laufe des Jahres 1656 vergraben wurden.

Bei den Silbermünzen bestanden überwiegend aus niederländischen Talern sowie spanischen Münzen.

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Heute im Rheinischen Landesmuseum ausgestellter Fund von Edmund Stollenwerk

Bis dahin unbekannte Münzen enthielt der Fund nicht. Seine Zusammensetzung – 12 deutsche und darunter nur 3 rheinische gegenüber 71 ausländischen, darunter allein 60 niederländischen, Münzen – mag zunächst auffällig erscheinen, ist aber für jene Zeit durchaus charakteristisch und entspricht dem damaligen Geldumlauf im Rheinland.

Ursachen hierfür waren neben einem intensiven Handel zwischen dem Rheinland und den Niederlanden, die kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeit sowie der Umstand, dass einheimische hochwertige Münzen kaum im Umlauf waren.

Auch die politischen und kirchlichen Beziehungen zwischen Kurköln und Brabant einerseits sowie Nassau und den Niederlanden andererseits sowie die Zuwanderung flämischer Bevölkerung ins Rheinland dürfte dafür mit ausschlaggebend gewesen sein.Auf Vermittlung der Aachener Münzfreunde erwarb das Rheinische Landesmuseum in Bonn den kompletten Fund, wo er heute ausgestellt wird. (Inv. Nr. 56/138)

 

 

Der zweite Münzschatz wurde 1969 im Eiserbachtal gefunden.

Adolf Jansen

Adolf Jansen

Hartmut Butzke führte damals als Angehöriger des Geologischen Landesamtes im staatlichen Forstamt eine Bodenkartierung durch. Er arbeitete zusammen mit dem Waldarbeiter Adolf Jansen vom Forstamt Monschau.

Dieser Münzfund bestand aus 10 Gold- und 147 Silbermünzen. 118 dieser Münzen liegen heute im Rheinischen Landesmuseum (Inv. Nr. 69/71). Die Münzen fanden sich in zwei Keramikgefäßen und weitere lagen lose verstreut im Boden. Den Fundgefäßen fehlten Hals und Henkel, die offensichtlich schon vor dem Vergraben abgeschlagen waren.

Hartmut Butzke

Hartmut Butzke

 

Im weiteren Verlauf  kam es zu Unstimmigkeiten und dann zu einer Auseinandersetzung zwischen Hartmut Butzke und Adolf Jansen um den Besitz bzw. den Finderlohn, der sich über längere Zeit hinzog und schließlich unter Moderation des Rheinischen Landesmuseums durch ein Einlenken Hartmut Butzkes beigelegt wurde. Damit war ein Rechtsstreit abgewendet.

Die meisten Silbermünzen dieses zweiten Fundes wurden in den damaligen Spanischen Niederlanden dem heutigen Belgien geschlagen. Zwei Münzen stammten aus Frankreich und eine aus den „Generalstaaten“ in den heutigen Niederlanden. Die Goldmünzen wurden in Aachen, Genf, Hamburg, den Spanischen Niederlanden und den Generalstaaten geprägt. Ein Golddukat aus Hamburg trägt das Datum 1497 und ist damit die älteste Münze des Fundes. Die jüngste stammt aus dem Jahre 1674.

 

 

 

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Teile des Fundes von 1969

 

Über die Herkunft der beiden Münzfunde kann nur spekuliert werden. Aus den Prägedaten der Münzen geht hervor, dass der erste Fund, der im Dorf gefunden wurde, frühestens 1656 und der imEiserbachtal nicht vor 1674 vergraben wurde. Somit erscheint es eher unwahrscheinlich, dass sie zum selben Vermögen gehörten. Die Frage ist also, wer besaß in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Kesternich solche Vermögen? Bei dem ersten Fund, bei dem die jüngste Münze aus dem Jahr 1656 stammt, drängt sich auf, einen Zusammenhang mit dem Aachener Stadtbrand im gleichen Jahr zu vermuten. Das Ende des 30-jährigen Krieges fiel in das Jahr 1648 und nur langsam rückten die Söldner aus dem Jülicher Land ab. Vor allem die Lothringer unter ihrem Herzog Karl IV zogen plündernd, brandschatzend und mordend durchs Land. Vielleicht haben marodierende Banden oder auch gefährdete Kaufleute versucht, ihre Schätze in Sicherheit zu bringen.

Der im Eiserbachtal gefundene Münzschatz könnte aus der Zeit des zweiten französischen Eroberungskrieges gegen Holland (1672 – 1678) stammen. Hier im Raum Monschau lag das Aufmarsch- und Durchzugsgebiet der französischen Armee. So könnte man also auch vermuten, dass der Schatz im Eiserbachtal vielleicht von Soldaten vergraben wurde. Im Dorf wird zu jene Zeiten wohl niemand über ein so stattliches Geldvermögen verfügt haben.

 

Quelle: Lenzen, Dieter, in Das Monschauer Land Jahrbuch 2016, S. 26 – 33  (Dort finden sich auch weitere Quellenangaben)